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Bauch rein, das Fernsehen kommtDie Jagd nach dem Lebenspartner ist eine komplizierte Angelegenheit, bei der viele Wege ins Desaster führen können. Wer aber glaubt, deshalb die Strategen des Fernsehens um Hilfe bitten zu können, hat sich gründlich geirrt. Formate wie "Der Bachelor" sind der Untergang der Balzkultur. Ich gebe es gern zu, Partnersuche ist heutzutage ein verdammt schwieriges Unterfangen und entwickelt sich für manchen schnell zur Sisyphosarbeit. In Bars bekommt man den Mund nicht auf, im Kino sollte man ihn besser gleich zu lassen, in Clubs ist es zu laut, in den Uni-Bibliotheken zu leise, in Kontaktanzeigen sagt man irgendwie immer das Falsche und im Fitness-Studio vor lauter Anstrengung gleich gar nichts mehr.
Es ist also nicht weiter verwunderlich, wenn Menschen irgendwann alles ausprobieren würden, um endlich den richtigen Partner fürs Leben zu finden, ganz egal, ob sie sich dafür der Hilfe von professionellen Kupplern oder dubiosen Liebestrankmixerinnen bedienen müssen. Aber Fernsehen? TV als Sprungbrett in den Liebestaumel geht gar nicht, ganz egal wie verzweifelt man ist. Diese goldene Regel galt schon zu Herzblatt-Zeiten, als Kandidaten noch vermeintlich witzige Dreizeiler, die von den lebensfernen Dauersingles des öffentlich-rechtlichen Rundfunks getextet wurden, mit verkrampfter Miene vom Teleprompter ablesen mussten. Und sie gilt erst recht heute, da Privatsender im ewigen Kampf um die Zuschauergunst gern erprobte Formate aus Übersee übernehmen, ohne auch nur den Titel zu ändern. Schließlich klingt "The Bachelor", was den Kandidatinnen als "Bädschella" von den Lippen perlt, gleich viel cooler als "Der Junggeselle".
Und prompt ziehen 25 Frauen den Bauch ein, recken die Brust raus und zwängen sich in Schuhe, in denen sie meist nicht mal laufen können, um dann kuhäugig in die nächste Kamera zu hauchen: "Jedes Mädchen wünscht sich doch einen Mann, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest." So sieht es also aus, wenn Frauen freiwillig und äußerst medienwirksam ihre traditionelle pole position auf dem Balzplatz aufgeben, um einem antiquierten Ideal von der "guten Partie" zu huldigen. Alice Schwarzers Verzweiflungsschreie waren noch 100km entfernt zu hören, aber die Beisetzung der Emanzipation fand immerhin unter Beachtung der breiten Öffentlichkeit statt. Lyssa Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen: |
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