Während man Haustiere früher vor allem vereinsamten alten Damen als
Beschäftigungstherapie angedient hat, sind inzwischen auch vielbeschäftigte
jüngere Menschen auf den Hund gekommen. Hier soll er allerdings nicht
vorrangig das leere Bett vorwärmen, sondern möglichst zügig menschliche
Gesellschaft in besagtes Bett locken. Der Hund als Kommunikationsberater für
notorisch Schüchterne und idealer Führer durch das Minenfeld großstädtischer
Kontaktaufnahme.
Als Hundehalter lernt man einfach schneller andere Menschen kennen, denn der
Hund sorgt schon von allein für den Erstkontakt. Man kann einfach nicht ewig
schweigend neben anderen Leinenhaltern auf der Hundewiese stehen und das
fröhliche Treiben seiner Fiffis betrachten. Man kommt ganz unweigerlich ins
Gespräch, auch wenn sich das zuerst nur um die Wahl des richtigen Futters,
der idealen Hundeschule und des homöopathischen Tierarztes drehen mag. Doch
allmählich kommt man sich näher und schon hat man das erste Date vereinbart.
Zwar nur zum gemeinsamen Hundeausführen, aber es ist ein Anfang.
Aber auch hundefreie Menschen lernt man mit Hund leichter kennen. Vor allem
Frauen können selten einem niedlichen Hund widerstehen. Und egal wie
schüchtern, zum Hund beugen und das niedliche Köpfchen streicheln geht
immer, den passenden Hundebesitzer kann man ja vorerst getrost ignorieren.
Wenn man dann erst mal seine Hände haltsuchend in das dichte Hundefell
vergraben hat, kommt man schon irgendwie ins Gespräch mit dem dazugehörigen
Menschen, den man sonst in seinen kühnsten Träumen nicht angesprochen hätte.
Auch der schüchterne Hundebesitzer, der sonst Fremden gegenüber kaum den
Mund aufbekommt, kann plötzlich sogar der Traumfrau ohne zu Zögern oder zu
Stottern zumindest grundlegende Auskünfte geben über seinen vierbeinigen
Freund.
Allerdings sollte man auch hier gewisse Vorsicht walten lassen und sich
sowohl Hund als auch Halter genau ansehen, bevor man sich kopfüber in
rosarote Wattewölkchen stürzt. Hochgewachsene Männer mit eben solchen
Jagdhunden als Begleiter fordern oft eine gewisse Leidensbereitschaft von
ihrer Partnerin. So ein Jagdhund will nämlich beschäftigt werden und dazu
ist Herrchen abends und im Verlauf des Wochenendes nur allzu gern bereit.
Von watteweichen Sonntagen im Bett und kuscheliger Gemütlichkeit kann da
keine Rede sein.
Und sowohl Hund als auch Herr haben herzlich wenig Verständnis für Frauen,
die sich nicht frühmorgens mit einem Lächeln auf den Lippen die Wanderschuhe
schnüren, um den Sonntag im Wald oder auf dem Übungsplatz für die
Gebrauchshundprüfung zu verbringen. Oder die angeekelt zusammenzucken, wenn
es gilt, beherzt die blutig prallen Zecken vom letzten Wochenende zu
entfernen. Oder die sich nach einem langen Tag lieber die Nägel feilen und
Schnulzenfilme gucken, statt mit Hund durch feuchte Wiesen zu stapfen und
Kommandos zu üben. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen...
Aber auch weibliche Hundehalter mit niedlichen puscheligen Geschöpfen am
anderen Ende der Leine sind nicht immer ideale Kandidatinnen für einen
reibungslosen gemeinsamen Alltag. Schwierig wird es vor allem dann, wenn
mehrere dieser niedlichen Geschöpfe die Wohnung und vor allem auch seit
Jahren gewohnheitsmäßig das Bett der Halterin teilen. Als neuer Mann im Haus
darf man sich da erst mal von ganz unten die Hierarchie des Rudels
hinaufarbeiten, und auf ein hundefreies Schlafvergnügen braucht man wohl gar
nicht erst zu hoffen - von ungestörten koitalen Freuden ganz zu schweigen.
Lyssa
Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow
|