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Drei sind oft einer zu viel

Das moderne Leben abseits enger Moralvorstellungen und noch engerer sozialer Kontrolle bietet abenteuerfreudigen Singles viele Möglichkeiten. Man kann im großstädtischen Wohnumfeld eine Vielzahl von Männern oder auch Frauen durch die eigenen vier Wände schleusen, ohne dass dieser Umstand gleich zum Thema anständig verheirateter Mitmenschen beim einzigen Bäcker der Umgebung gemacht wird. Und wenn doch mal Nachfragen oder auch nur zarte Andeutungen kommen, behauptet man eben, das seien alles schwule Freunde. Dabei wird zwar auch die eine oder andere Augenbraue die Stirn hochwandern, aber immerhin ist der Ruf dann nicht gleich gänzlich ruiniert - sofern man überhaupt noch Wert auf einen halbwegs unbefleckten Ruf legt.

Gute Zutat für eine schöne Nacht: Champagner.
Foto: sxc.hu
Aber es gibt auch bei einem promisken Lebenswandel einige Dinge zu beachten, möchte man sich nicht in größere Schwierigkeiten hineinmanövrieren. Ganz abgesehen von der obersten Grundregel, die besagt, dass man derlei Dinge nicht hinter dem Rücken eines ahnungslosen Lebenspartners treiben sollte, wenn man es sich nicht auf immer und ewig mit dem eigenen Karmakonto verscherzen möchte. Singles hilft an erster Stelle eine gewisse Mäßigung dabei, nicht gleich kopfüber in ein heilloses Chaos zu stürzen.

Darüber hinaus ist eine konsequente Terminplanung sowie ein gutes Gedächtnis nahezu unverzichtbar. In Filmen mag ein im richtigen Moment zart gehauchter falscher Name für Erheiterung sorgen, im wirklichen Leben holt einen die anschließende Ohrfeige sehr schnell auf den kalten Boden der Tatsachen zurück. Dasselbe gilt für die altmodische Tugend der Ordnung. Nur wenige Frauen halten das überraschende Auffinden eines spitzenbesetzten Wäschestücks ihrer Vorgängerin für den gelungen Auftakt eines erotischen Intermezzos. Auch Männer lassen sich die kurzfristige Illusion der Einzige zu sein nur sehr ungern durch Souvenirs der Konkurrenz zerstören.

Und wenn man schon dabei ist, seine Freizeit gründlich zu planen und für Ordnung zu sorgen, sollte man unbedingt sichergehen, dass man immer als Letzte die eigene Wohnung verlässt und gut hinter sich abschließt. Kurzfristige Liebeleien sollten nie unbeaufsichtigt zurückbleiben und Weichherzigkeit ist hier völlig fehl am Platze, wie ich selbst schmerzlich lernen musste.

Rosen sind ebenfalls wunderbar. Ungeeignet dagegen: Ein zweiter Mann.
Foto: sxc.hu
Vor einiger Zeit wollte der Mann meiner vorübergehenden Begierde nur noch eben duschen und anschließend wieder in sein etwa 100 km entferntes Zuhause fahren. Da wir uns schon länger kannten und viele gemeinsame Freunde hatten, machte ich mir keine Gedanken um die wenigen Wertgegenstände in meiner Wohnung und begab mich ohne ihn außer Haus zu einer Party. Dort war ich bereits mit einem weiteren Mann aus einer noch entfernteren Stadt verabredet, den ich im Anschluss an die Feierlichkeit auch gerne in mein Schlafzimmer lotsen wollte. Ein Umstand, den ich natürlich nur rein zufällig dem anderen Mann gegenüber zu erwähnen vergaß. Der duschende Mann von Freitag nacht hatte aber nun überhaupt nicht beabsichtigt, umgehend die Heimreise anzutreten. Vielmehr wollte er es sich mit Champagner und Rosen in meinem Bett gemütlich machen und meine Heimkehr abwarten, um mich dann lässig drapiert auf meinen Lotterlager zu empfangen. Ach, hätte ich ihn doch vorher aus meiner Wohnung entfernt. Oder hätte er seine lobenswerten Absichten bloß vorher angekündigt. So aber steuerten wir alle drei aufgrund meiner Nachlässigkeit auf ein filmreifes Desaster zu.

Als ich nämlich sehr, sehr spät mit dem Mann für Samstag nacht im Schlepptau wieder zuhause eintraf, war der Freitagsmann bereits neben dem erwärmten Champagner und mit den Rosen im Arm eingeschlafen. So fand ihn dann der andere Mann vor, der bereits ins Schlafzimmer gegangen war, während ich noch mit meinen Stiefeln hantierte und letzte Vorbereitungen für die Restnacht treffen wollte (die unter anderem den kaltgestellten Champagner betrafen). Der eigentliche Übernachtungsgast machte das Licht an und schrie erschrocken auf, als er den Rosenkavalier entdeckte. Der wiederum schlug die Augen auf, blinzelte über den Rand der Blüten hinweg, sah sich völlig unerwartet einem Dreitagebart gegenüber und schrie ebenfalls. Kurz gesagt: Der Freitagsmann und der Samstagsmann schrieen immer abwechselnd, bis ich schließlich aus Solidarität und Überforderung mitschrie. "Raus, alle beide."

Merke: Die allerwenigsten Männer reagieren souverän, wenn sie ohne mentale Vorbereitung mit der Aussicht auf einen Überraschungsdreier konfrontiert werden. Frauen reagieren in derselben Situation auch nicht gelassener. Sex wird in einer solchen Nacht keiner der drei mehr haben. Und der rechte Zeitpunkt für Entschuldigungen ist erst wesentlich später gekommen.

Lyssa

Wer nicht bis zum nächsten Dienstag warten kann, kann täglich Lyssas Tagebuch lesen:
http://www.lyssas-lounge.de/peepshow

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